Montag, 4. August 2025

Nutzung des Business Data Toolsets

Stammdaten gezielt steuern: Das Business Data Toolset (BDT) in SAP RE-FX effektiv einsetzen

Wer mit SAP Real Estate Management (RE-FX) arbeitet, kennt die Herausforderung: Der Standard bietet eine breite Funktionalität, aber Kundenprozesse erfordern oft zusätzliche Felder, individuelle Prüfungen oder spezifische Anzeigelogiken. Technische Berater stehen dann vor der Frage: Wie erweitere ich Vertrags- und Stamm­datenobjekte ohne Modifikationen und mit maximaler Wiederverwendbarkeit?

Die Antwort lautet in vielen Fällen: Business Data Toolset (BDT). Dieses von SAP entwickelte Framework steckt hinter dem einheitlichen Oberflächen- und Anwendungsdesign von RE-FX – sowohl bei Wirtschafts­einheiten, Gebäuden, Mietobjekten als auch bei Verträgen. In diesem Beitrag zeige ich, wie technische Berater das BDT nutzen, um kundenspezifische Felder und Validierungen elegant zu integrieren.

Was ist das Business Data Toolset?

Das BDT ist ein generisches Werkzeug, mit dem SAP verschiedene Anwendungen – etwa SAP RE-FX oder SAP BP (Business Partner) – um einheitliche UI-Strukturen, Feldstatus-Logik und Erweiterbarkeit ergänzt hat. Es wird genutzt, um den Aufbau der Masken, Registerkarten, Felder sowie deren Interaktionen festzulegen.

In RE-FX ermöglicht es unter anderem, den Feldstatus (z.B. Pflichtfeld, Anzeigefeld) zu steuern, Benutzerfelder einzufügen, kundenspezifische Validierungen umzusetzen oder Feldgruppen sichtbar oder unsichtbar zu machen – je nach Verwendungskontext (z.B. Vertragsart, Nutzungsart).

Über vordefinierte Erweiterungspunkte und Zeitpunkte lassen sich eigene Logiken integrieren, ohne den Standardcode zu verändern. Das ist besonders wichtig für Upgrade-Fähigkeit und eine klare Trennung von Kundencode und SAP-Standard.

Struktur und Logik im BDT

Die Benutzeroberflächen im BDT folgen einer klaren Hierarchie:

  • Bildfolge: eine oder mehrere Registerkarten einer Anwendung. Einer Vertragsart oder Nutzungsart ist jeweils eine Bildfolge zugeordnet.
  • Bild: entspricht einer Registerkarte, enthält Abschnitte.
  • Abschnitt: logische Gruppierung von Feldern, häufig als Subscreen umgesetzt.
  • Sicht: technisch ein Dynpro, enthält Feldgruppen.
  • Feldgruppe: logische Zusammenfassung von Feldern, gemeinsam sicht-/unsichtbar schaltbar.
  • Feld: Anzeige- oder Eingabefeld – z. B. Checkbox, Datum oder Freitext.

Dieses strukturierte Konzept erlaubt es, Anpassungen gezielt vorzunehmen – z. B. eine neue Sicht mit Benutzerfeldern in einen bestehenden Abschnitt einzufügen, ohne das Verhalten anderer Anwendungsbereiche zu beeinflussen.

Praxisbeispiel: Benutzerfeld für Freigabestatus im Vertrag einfügen

Nehmen wir an, ein Kunde möchte im Mietvertrag ein neues Feld „Freigabestatus“ integrieren, welches anzeigt, ob der Vertragsabschluss fachlich geprüft wurde. Dieses Feld soll Änderbar sein, Berichtsbereit und in Abhängigkeit zur Vertragsart erscheinen.

Die Umsetzungsschritte mit dem BDT wären:

  1. Datenmodell erweitern: Das Feld „Freigabestatus“ wird im Customer-Include CI_VICNCN (Tabelle: VICNCN) angelegt, z. B. als Checkbox mit Datenelement ZRECN_APPROVED.
  2. Funktionsgruppe kopieren: Die Beispiel-Funktionsgruppe REGC_EXT_EXAMPLE wird in den Namensraum Z_REGC_EXT kopiert. Enthalten sind Funktionsbausteine für Dynpro-Logik und Feldmodifikation.
  3. Dynpro bearbeiten: Das eingefügte Feld wird grafisch im Subscreen (z. B. 0901) platziert und mit der Struktur RECN_CONTRACT_CI verknüpft.
  4. Feldgruppe anlegen: Im BDT-Customizing wird eine neue Feldgruppe (z. B. 703) definiert und das Feld zugeordnet.
  5. Sicht anlegen: Eine neue Sicht „ZCN_APPROVAL“ wird angelegt, welche das Dynpro und die Feldgruppe einbindet.
  6. Abschnitt und Bild anlegen: Abschnitt und Bild ("Vertragsfreigabe") werden definiert, der Bildfolge für entsprechende Vertragsarten zugeordnet.

Zusätzlich kann über den Zeitpunkt DCHCK (Prüfen vor dem Sichern) eine Validierung eingebaut werden: Wenn der Vertrag abgeschlossen wird, aber der Freigabestatus auf „Nein“ steht, gibt das System eine Warnung aus.

Vorteile für Berater und Projekte

  • Strukturierte Erweiterbarkeit: Dank des hierarchischen Aufbaus ist jede Erweiterung klar nachvollziehbar und wartungsarm.
  • Modifikationsfrei: Erweiterungen im BDT erfolgen konform zu SAP-Standards – ideal für Upgrades.
  • Wiederverwendbare Komponenten: Sichten, Funktionsgruppen und Feldgruppen können mehrfach verwendet werden.

Best Practices für eine reibungslose Umsetzung

  • Namenskonventionen: Im Kundennamensraum (Z*) klare Zuordnungen für Sichten, Klassen und Packages verwenden.
  • BAPI-/API-Nutzung statt Direktzugriff: Statt SELECT oder UPDATE werden Bausteine wie API_RE_CN_GET_DETAIL oder API_RE_CN_CHANGE genutzt.
  • BAdIs verwenden: Für komplexere Prüfungen und Logiken stehen vorbereitete BAdIs mit Methoden wie CHECK_ALL und SUBSTITUTE zur Verfügung.

Fazit

Mit dem Business Data Toolset bietet SAP RE-FX ein mächtiges Instrument zur strukturierten, konsistenten Erweiterung von Stammdaten und Verträgen. Ob einfache Benutzerfelder, automatische Vorbelegungen oder eigene Prüfregeln – BDT stellt dafür bewährte Mechanismen bereit. Wer sich mit der Funktionsweise vertraut macht und Best Practices beachtet, schafft auch in komplexen Kundenprojekten eine robuste und wartbare Lösung – ganz ohne Modifikationen.

Wenn du dich für SAP RE-FX interessierst oder Fragen hast, freue ich mich auf den fachlichen Austausch – schreib mir gerne oder vernetze dich direkt mit mir auf LinkedIn:
https://www.linkedin.com/in/steven-imig-479993a2/

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

DSGVO in SAP RE-FX

DSGVO in SAP RE-FX: Datenschutzkonformes Löschen von Geschäftspartnerdaten Seit Inkrafttreten der Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) am 2...